Bis zu 3600 amerikanische Nerze warten dort auf den Tod. Deren Qual wollen die Zuchtgegner beenden. Ziel ist die Schließung der Farm. Wie bedroht sind die Pelztiere wirklich? Die WZ fragte bei Dr. Wolfgang Dreßen, stellvertretender Zoo-Chef in Krefeld, nach.
WZ: Mehrere Tiere in einem Käfig von der Größe eines Schuhkartons - so sieht die Situation in der Schierbahner Farm aus. Dr. Wolfgang Dreßen: Und das ist nicht zu verantworten. Für die Nerze sind diese Bedingungen unerträglich. So etwas gehört abgeschafft!
WZ: Gewöhnen sich denn in Gefangenschaft geborene Tiere nicht an beengte Verhältnisse? Dreßen: Keinesfalls. Die Minks haben ein genetisch bedingtes Laufbedürfnis, sind tag- und nachtaktive Tiere. Von Anpassung kann da keine Rede sein.
WZ: Wieviel Platz wäre denn angemessen? Dreßen: Als Zoo müssen wir uns an das Gutachten des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten halten. Legt man das zu Grunde, benötigt ein Marder-Pärchen mindestens einen Raum von sechs Quadratmetern. Und das ist schon sehr wenig. Wir übertreffen sämtliche untersten Limits bei Weitem. Dass die Züchter das nicht tun, ist klar. Denn ökonomisch wäre das natürlich nicht.
WZ: Wie steht es mit der Ökologie? Gibt es überhaupt noch amerikanische Marder in freier Wildbahn? Dreßen: Bedroht ist diese Tierart nicht. In Europa verdrängen die amerikanischen Nerze sogar ihr heimisches Pendant.
WZ: Verdrängen wollen ja die Tierschützer auch den Schiefbahner Züchter. Was passiert mit den Nerzen, wenn eine Farm geschlossen wird? Dreßen: Die Tiere wieder in artgerechten Gehegen unterzubringen, macht keinen Sinn. Sie sind völlig verhaltengestört. Die Konsequenz: Sie müssen getötet werden.
WZ: Ist ein "Protest Camp" dann überhaupt sinnvoll? Dreßen: Die Tiere zu befreien, nützt natürlich nichts. Was man aber durch die Aktion erreichen kann, ist Aufmerksamkeit, und das ist gut. Aufklärungsarbeit ist da bitter nötig (WZ, 28. Juli 2001).